Breadcrumbs
Havarie der UNO 2002
- Details
- Kategorie: Havarien
- Zugriffe: 8637
Am 11.07. sank der Schrottfrachter UNO im Nord-Ostsee-Kanal in der Weiche Dückerswisch - Südseite. Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse anhand von Medienberichten, Untersuchungsbericht und Bildersammlung.
11.07.: Nach einer schweren Schiffskollision auf dem Nord-Ostsee-Kanal in Schleswig-Holstein ist ein Küstenmotorschiff Leck geschlagen und halbseitig gesunken. Wie die Polizei in Itzehoe mitteilte, konnten sich sieben Besatzungsmitglieder und ein Lotse durch einen Sprung ins Wasser retten. Ein Mann wird noch vermisst. Auf der Höhe von Hochdonn rund 20 Kilometer von Brunsbüttel entfernt sei kurz nach 13.00 Uhr ein mit 2100 Tonnen Dieselöl beladener Schubverband mit einem Küstenmotorschiff, das mit Schrott beladen und 77 Meter lange ist, zusammengestoßen, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Brunsbüttel. Das mit Schrott beladene Küstenmotorschiff sei gesunken. Eines seiner Besatzungsmitglieder werde vermisst. Taucher suchten im Kanal nach dem Mann. Der Schubverband machte nach der Kollision an einer Ausweichstelle des Kanals fest. Öl sei nicht ausgetreten, sagte der Sprecher. Die geretteten Besatzungsmitglieder des Motorschiffes erlitten eine Schock. Bei der Suche nach dem Vermissten sind auch Taucher im Einsatz. Der Kanal wurde vorübergehend voll gesperrt.
12.07.: Gegen 19 Uhr wurde am 11.07. die Suche von Rettungskräften nach dem vermissten Seemann der im Nord-Ostsee-Kanal gesunkenen "Uno", 1937 BRZ, eingestellt. Zuletzt war der Däne auf Deck des in der Weiche Dückerswisch kenternden Schiffes gesehen worden. Die These, das er sich unter Schock an Land gerettet und entfernt haben könnte, wurde nach gründlicher Suche auch im Uferbereich weitgehend ausgeschlossen. Gegen 13.35 war die "Uno" bei Hochdonn auf Höhe Kanalkilometer 25,5 auf der Fahrt von Kiel nach Brunsbüttel aus dem Ruder gelaufen und wurde vom deutschen Tankschubverband "Dettmer Tank 46" an Steuerbord gerammt. Innerhalb weniger Minuten lag das Kümo mit schwerer Schlagseite zwischen den Dalben der Kanalsüdseite nahe des Campingplatzes Klein-Westerland und sank weiter ab. Um 14.15 wurde der Kanal für den Schiffsverkehr gesperrt. Der Kapitän, der Lotse und 5 weitere Besatzungsmitglieder sprangen in aller Eile über Bord ins Wasser. Kurz darauf rollte die "Uno" auf die Steuerbordseite und legte sich mit über 90 Grad Schlagseite auf Grund. Die von Skandiniavien für Hamburg bestimmte Schrottladung ging über und sprengte die Luken. Wenig später begann eine Suchaktion durch Taucher des Wasser- und Schifffahrtsamtes und der Feuerwehr aus Itzehoe nach dem vermissten letzten Mann. Insgesamt beteiligten sich über 50 Rettungskräfte von Feuerwehr, Polizei, THW und DRK-Rettungshunde sowie eine Kanalfähre am Einsatz - letztlich aber ohne Erfolg. Die geretteten Besatzungsmitglieder wurden zur ärztlichen Behandlung nach Brunsbüttel und danach in Hotels gebracht. Die Bergung der "Uno" wird keine einfache Aufgabe. Zunächst machte sich der Schwimmkran "Hiev Op" des Wasser- und Schifffahrtsamtes daran, die Lukendeckel zu sichern. Experten der Hamburger Firma Bugsier machten sich ein erstes Bild der Lage. Aufrichten und Entfernen des Wracks werden mindestens mehrere Tage in Anspruch nehmen. Bis dahin ist der Kanal nur für Schiffe mit höchstens 6,5 Metern Tiefgang passierbar. Der Schiffsverkehr wurde am Abend des 11.7. wieder aufgenommen und wird z.Zt. einseitig an der Unfallstelle vorbei geführt. Sorge bereitet aus den Tanks der "Uno" austretendes Gasöl, das mit einem Schlängel eingefangen werden soll. Die 77 Meter lange "Uno" wurde bei der Peterswerft im nahen Wewelsfleth 1971 als "Jan Graebe" erbaut. Die mit 2000 Tonnen Dieselkraftstoff gefüllte Schubverband "Dettmertank 26" überstand den Rammstoß mit leichten Schäden. Sie machte zunächst mit aufgerissenem Bug und leichten Leckagen am gegenüber leigenden Kanalufer fest, konnte die Reise später aber fortsetzen. Der Verband war von Brunsbüttel untwerwegs nach nach Kiel.
15.07.: Zu einer Attraktion wurde in den vergangenen Tagen die gekenterte "Uno" im Nord-Ostsee-Kanal. Mehrere tausend Schaulustige pilgerten seither zur Unglücksstelle. Die Kanalfähren waren bei den meisten Überfahrten voll besetzt, und auch der Fährkiosk, gut zwei Kilometer vom Kollisionsort entfernt, meldet Rekordumsätze. Hier gibt es mittlerweile auch Fotos der "Uno". Die Passage des norwegischen Kreuzfahrtschiffes "Norwegian Dream", 50760 BRZ, gelang am Samstag ohne Probleme. Die Kanalweiche, in der die "Uno" sank, weist eine Breite von 200 Metern auf, in die das 77 Meter lange Kümo nur zum Teil hineinragt. Passierende Schiffe müssen allerdings die Geschwindigkeit reduzieren. Im Ölschlengel, der um die "Uno" gelegt wurde, fängt sich dennoch neben auslaufendem Maschinenöl und Treibstoff auch Treibgut, das bei der Vorbeifahrt durch deren Sog aus dem Wrack gezogen wird. Nicht aufgefunden werden konnte hingegen bislang der vermisste Maschinist der "Uno". Nach ihm suchen Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsdirketion mit einem Arbeitsboot samt ausgebrachter Schleppleine seit der Kollision jeden Tag. Dies führte aber ebenso wenig wie die Beobachtung der Uferböschung zu einem Ergebnis. Verlassen hat den Ort mittlerweile der Kollisionsgegner, die "Dettmer Tank 46". Sie war zunächst durch die "Dettmer Tank 116" geleichtert worden und durfte dann die Reise in eine Reparaturwerft antreten.
18.07.: Die Vorbereitungen für die Bergung der "Uno" im Nord-Ostsee-Kanal machen Fortschritte. Taucher arbeiten seit dem 16.07. daran, Öffnungen am Wrack der im Nord-Ostsee-Kanbal gesunkenen "Uno" abzudichten. Damit soll verhindert werden, dass bei dem Aufrichten des Schiffes Treibstoff oder Schmieröl austritt. Ein Viertel der rund 2200 Tonnen Schrott wurde bis zum 17.7. aus den Laderäumen entfernt. Für die noch verbleibende Menge ist der Einsatz eines Spezialgreifers vonnöten. Der Schwimmkran "Roland" der Bugsier-Reederei traf am Unglücksort ein. Vor der eigentlichen Begung soll er zunächst u.a. Lukendeckel, die noch an der "Uno" fixiert sind, heben. Als zweiter Kran wird in den kommenden Tagen die "Thor" hinzu gezogen, die derzeit noch in Brunsbüttel ausgerüstet wird. Für die Positionierung der beiden Schwimmkräne musste eine Dalbengruppe aus dem Kanalgrund gezogen werden. Die Berechnungen, die die Voraussetzung für das Anheben des Wracks darstellen, wurden mittlerweile abgeschlossen. Voraussichtlich am 24.7. soll das dänische Kümo aufgerichtet werden. Danach ist geplant, das Leck abzudichten, um eine provisorische Schwimmfähigkeit für den Abtransport herzustellen. Die Suche nach dem vermissten Maschinisten wurde unterdessen ergebnislos eingestellt. Seine Leiche wird im oder unter dem Wrack vermutet.
25.07.: Die Bergungsarbeiten an der "Uno" im Nord-Ostsee-Kanal verzögern sich. Weil sich Schrottteile im Laderaum des Wracks beim Kentern verkeilt haben, geht das Löschen der Ladung nicht so schnell voran, wie geplant. Deswegen wird mit einem Aufrichten des Frachters nicht vor dem 25.7. gerechnet. Dessen ungeachtet haben Bergungsspezialisten unterdessen damit begonnen, armdicke Stahltrossen unter dem in den Schlick gedrückten Schiffsrumpf hindurchzuziehen und an den auf der Backbordseite angeschweißten Aufrichtankern zu befestigen. Unmut bereitet in einer nahen Badebucht kleine, aus dem Havaristen ausgetretene Ölmengen, die aus der Ölsperre entwichen, sowie anderer Unrat aus dem Schiffsinneren, der sich an der Kanalböschung verteilt hat.
26.07.: Mit einiger Verzögerung gelang am 26.7. das Aufrichten der "Uno" im Nord-Ostsee-Kanal. Die Bergungsarbeiten waren durch die langwierige Ladungsbergung, damit zusammen hängende zeitweilige Ausfälle der Hydraulikbagger und zum Schluss Probleme beim Durchspülen der vierten Hebetrosse in Verzug geraten. In den frühen Morgenstunden begannen die Schwimmkräne "Enak" und "Roland" aber, das Wrack zu drehen. Nach dem vollständigen Aufrichten im Laufe des Vormittags beginnen die Untersuchungen des Lecks und dessen Abdichtung. Für das Auspumpen des Rumpfes werden weitere ein bis zwei Tage veranschlagt. Dann soll die schwer beschädigte "Uno" nach Brunsbüttel geschleppt werden.
Ausführlicher Hergangsbericht (Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen; pdf): Hier Klicken!!!