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T93 - die Zombie Trilogie von Clayton Husker
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- Kategorie: Buntes Allerlei
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T93 - was zunächst klingt, wie die Bezeichnung für ein Insektenvertilgungsmittel, benennt tatsächlich die derzeit größte deutschsprachige Zombieroman-Fortsetzungserie. Der Autor CLAYTON HUSKER hat in drei Jahren insgesamt 16 Bände im Taschenbuchformat abgeliefert, die man mit fast 900.000 Worten und beinahe 6.000.000 Zeichen ohne jede Übertreibung als Saga bezeichnen kann. Erst unlängst hat der Verlag HJB, bei dem T93 erscheint, bekanntgegeben, dass eine Fortsetzungsserie („NephiliM“) in Arbeit ist, die jedoch auch als Standalone gelesen werden kann, wie der Verlag betont.
Was für eine Zombiestory packt man in16 Bücher?
Um es vorweg zu nehmen: Eine in höchstem Maße spannende und gleichsam unterhaltsame Story, die sogar eine eigene Botschaft beinhaltet.
T93 beschreibt den Ausbruch einer Seuche, die binnen kürzester Zeit weltweit ca. 99% der Weltbevölkerung auslöscht und die Toten auf grausame und groteske Weise wieder auferstehen lässt. Dabei bilden sich verschiedene Zombiearten heraus, die Walker (stupide, schlurfende Gestalten), die Hunter (agile, äußerst aggressive Beißer) und schließlich die Struggler (kampftriebstarke, intelligente Untote). Das Virus infiziert sogar sämtliche Wirbeltiere, doch die meisten niederen Lebewesen verenden binnen kürzester Zeit.
Alles beginnt aufgrund eines scheinbar belanglosen technischen Defekts in einer Biogasanlage in der skrupellose Geschäftemacher illegal Tierkadaver und Biomüll entsorgen. Es kommt zu einer Sprungmutation eines MKS-Virus und der nicht homogenisierte Abraum aus einem beschädigten Silo wird als "Blumenerde" deklariert in den Handel gebracht. Hier nimmt das Unheil in einer beschaulichen norddeutschen Kleinstadt seinen Lauf. Die Seuche bricht aus.
Im Mittelpunk des ersten Bandes, dem man anmerkt, dass er ursprünglich als Standalone-Story konzipiert war, steht eine junge Frau - Birte Radler - die seltsamerweise von den als "Zeds" bezeichneten Untoten nicht attackiert wird. Bei Birte handelt es sich um die tragende Figur, die in allen Bänden vorkommt.
Die junge Frau verschanzt sich in einem alten Bahngebäude und lebt fast anderthalb Jahre dort in völliger Isolation, indem sie plündert und Überlebenstechniken entwickelt. Als ein Spezialkommando der inzwischen konsolidierten Streitkräfte sie entdeckt und retten soll, verliebt sie sich in den Kommandanten, der als einziger einen Zed-Angriff auf das Team übersteht.
Gemeinsam schlagen sich die beiden zum Hauptquartier auf der Insel Helgoland durch, wo Wissenschaftler feststellen, dass Birte ein ungewöhnliches Gen in sich trägt, das die Angriffslust der Zeds durch Pheromone dämpft. Sie ist die dreiundneunzigste Versuchsperson, das Transgen wird „T93“ genannt und synthetisiert. Unter deutscher Führung werden die versprengten restlichen Militärkräfte vereint und man beschließt, zurückzuschlagen, um das europäische Festland zurückzuerobern. Der Krieg gegen die Zeds beginnt.
So weit, so gut, das ist die Geschichte des ersten Bandes. Man könnte meinen, nichts Spektakuläres, Zombieroman mit Helden, Liebe, Splatter - nichts Besonderes halt. Soweit richtig, wenn sich der Verlag nicht entschlossen hätte, den Autoren von der Leine zu lassen: Noch während der Produktion von Band Eins änderte der Verlag sein Konzept und gab Husker freie Hand für eine komplette Saga, maximales Verlegerrisiko. Und Husker begann zu schreiben.
Mit dem zweiten und dritten Band kommen neue Charaktere ins Spiel, die den T93-Fan durch die Story begleiten und mit denen er fiebern kann. Da ist der knorrige Alv Bulvey, Vorstand einer umfangreichen Sippe von wehrhaften Dickschädeln, der sein Zuhause auf sehr unkonventionelle Weise in eine Festung verwandelt. Dann sein alter Jugendfreund und ehemaliger NVA-Offizier Eckhardt Zinner, der durch seine direkte Art und sein strategisches Wissen auffällt. Im dritten Band gesellen sich Technikus Holger und andere Überlebende zu der Gruppe, die sich „Gesellschaft des Willens“ nennt. Jeder Charakter ein Unikum mit Ecken und Kanten, Helden, die auch im Angesicht der totalen Katastrophe ihren Humor und den Überlebenswillen nicht verlieren. Da das Militär auf unangenehme Weise die Entscheidungshoheit auf dem Festland beansprucht, entschließt sich die Gesellschaft des Willens, ihr Refugium mit Sack und Pack zu verlassen und sich auf den Weg zu machen, eine neue Heimat zu finden.
Im Vierten Band dann beschreibt Husker, wie diese Heimat, ein verlassenes idyllisches Pyrenäen-Bergdorf, von der Gruppe in Besitz genommen wird und zu einer Keimzelle der Gesellschaft auf- und ausgebaut wird. Huskers Beschreibungen hierzu sind offenbar derart praxisnah, dass seine Bücher inzwischen in einem österreichischen Prepperforum empfohlen werden. Dass diese Thematik (die Krisenbewältigung) für den Autoren quasi ein Heimspiel darstellt, verwundert nicht, denn laut der Verlagsvita ist Clayton Husker als Ausbilder im norddeutschen „Ausbildungszentrum für Überlebenstechniken (AZÜ)“ tätig.
Ohne weiter viel spoilern zu wollen, sei gesagt, dass die Helden der Geschichte im weiteren Verlauf viele Abenteuer zu bewältigen haben, sie requirieren Material und Vorräte, kämpfen gegen beißwütige Zeds und gegen das Militär, das die Frau Birte Radler gern zur „Anschlussverwendung“ in eine Forschungseinrichtung bringen würde, sie machen aus ihrem Dorf eine Festung und reisen sogar über das Meer. Der vom Militär mit aller Härte gegen die Zeds geführte Atomkrieg und die inzwischen errichtete Diktatur veranlassen die Helden, hier ebenfalls einzugreifen. Unerwartete Hilfe kommt von russischen Freunden. Auch Mittel der biotechnischen Kriegsführung, entwickelt von der Gesellschaft des Willens, kommen zum Einsatz. Doch es verläuft nicht immer alles so, wie es geplant wird. Fast wie im richtigen Leben.
Das soweit erst einmal inhaltlich zur Story, wer Spaß an Endzeitliteratur hat, wird T93 lieben, denn Husker baut fantastische Bilder fürs eigene Kopfkino. Wobei „Kino“ hier vielleicht nicht der richtige Begriff ist, denn vom Aufbau her ähnelt T93 eher einer größeren TV-Serie, wohl auch deshalb wirbt man damit, „Die deutsche Antwort auf The Walking Dead“ zu sein, und das nicht zu Unrecht.
Mit jedem Band führt Husker seine Charaktere ein Stück weiter in die Story ein, jedes Buch beginnt mit einem Prolog, der den Ausbruch der Seuche aus der Sicht eines der Protagonisten schildert. So ergibt sich nach und nach erst ein Gesamtbild von der Situation, selbst die Vorgeschichte eines Struggler-Zeds wird minutiös aufgezeigt.
Besonders positiv hervorzuheben ist Huskers Akribie bei der Recherche, ein Punkt, an den viele andere Erzählungen des Genres oftmals kränkeln. Materialkunde, Geografie, Geschichte, Militär - Husker hat in allen Bereichen seine Hausaufgaben gemacht, was die Erzählung trotz einiger Entgleisungen ins SciFi-hafte rundweg plausibel und in einem gewissen Grad sogar erschreckend wahrscheinlich macht. Auch die quasi wissenschaftlichen Betrachtungen zur Entstehung, Wirkungsweise und Mutation des Virus erscheinen durchdacht und schlüssig. Es mag vielleicht nicht für eine Promotion in Humanbiologie reichen, aber seine Leser zu beeindrucken - das versteht der Autor. An mehr als nur einer Stelle in den Büchern läuft es einem eiskalt den Rücken herunter, Magendrücken inklusive.
Ein weiter interessanter Punkt sind die Hauptfiguren. Im Verlaufe der Geschichte kristallisiert sich nämlich heraus, dass es starke Frauentypen sind, welche die Story tragen. Die eigentliche Hauptfigur ist Birte Radler, auch wenn Husker geschickt versucht, sie hinter polternden Kriegern und tatkräftigen Akteuren zu verstecken. Aber sie ist es, die das T93 ins Spiel bringt und auch im späteren Verlauf unverzichtbar zu einer Lösung bezüglich der Nebenwirkungen des Serums beiträgt. Was diesen Punkt angeht, das mag man als Kritikpunkt nicht unerwähnt lassen, gehen mit Herrn Husker thematisch ganz schön die Gäule durch. Aber auch hier soll dem Leser nichts vorweg genommen werden. Gegen Ende der Geschichte verdichtet sich noch einmal die Thematik der kriegerischen Frauen, laut Auskunft des Verlags führt Husker diese Thematik in der neuen Serie „NephiliM“ weiter fort.
Mitunter urkomisch gestalten sich die Dialoge der beiden alten Herren Bulvey und Zinner, die man sich als wohlbeleibte, aber dennoch agile Recken im fortgeschrittenen Alter vorstellen darf, die eigentlich immer einen Plan haben. Sie machen sich über sich selbst und übereinander lustig, aber wenn es darauf ankommt, passt kein Blatt Papier zwischen die beiden Männer. Das Dependant zu den beiden bildet im Verlauf der Geschichte ein russischer General, der trotz seiner spröden Art zum Sympathieträger avanciert.
Huskers Werbeslogan, dass es schwer bis unmöglich ist, eines seiner Bücher aus der Hand zu legen, bestätigen viele Kommentare auf seiner Facebookseite, dort gebärden sich die Fans bisweilen wie Süchtige, was ja zum Ruhme des Autoren gereicht. Auf der Buchplattform Amazon, wo Huskers Serie als Kindle- und Printversion angeboten wird, schwimmen die einzelnen Bände zwischen drei und knapp fünf Sternen bei drei bis sechzig Bewertungen. Es gibt durchaus auch kritische Stimmen, denen die Story zu langatmig ist, allerdings findet man diese Kommentatoren dann beim nächsten Band wieder, und beim nächsten… usw.
Häufiger Kritikpunkt in den Leserbewertungen ist die Länge der Bücher, diese wird häufig als zu kurz empfunden, was aber wohl eher daran liegen mag, dass sie kurzweilig zu lesen sind, denn mit 300 Seiten und 370.000 Zeichen bewegen sie sich durchaus im oberen Mittelfeld, was Taschenbücher angeht. Dasselbe gilt für den Preis von € 8,99 (Print) bzw. € 7,99 (Ebook)
Handwerklich wie sprachlich sind die T93 Bücher als solide gearbeitet und niveauvoll zu bewerten. Natürlich erlaubt sich der Autor hin und wieder Flapsigkeiten, das allerdings geschieht vorwiegend in Dialogen und meist szenegebunden, etwa wenn der knurrige Herr Zinner die Zeds als „Hackfressen“ bezeichnet. Die Schilderungen expliziter Inhalte, besonders wenn es um blutige Auseinandersetzungen mit den Zeds geht, driftet manchmal sehr weit und tief ins Bildhafte, aber schließlich handelt es sich um Zombieromane und nicht um Jugendbücher. Auch hier sieht man bei Amazon, wie unterschiedlich der Schreibstil bewertet wird, ein Leser findet es zu soft, der andere wiederum zu eklig. Geschmackssache also.
Ein Alleinstellungsmerkmal bildet auch die Covergestaltung, die wohl auf Huskers Idee zurück geht. Sämtliche Bücher der Reihe haben dasselbe Coverbild, sie unterscheiden sich lediglich in Farbe und Titel. Den Mut, das über 16 Bände durchzuhalten, muss man als Verleger erst einmal aufbringen. Wer jedoch die Kosten von insgesamt € 143,84 nicht scheut und einen halben Regalmeter frei hat, erwirbt mit der T93 Saga ein ausgesprochen unterhaltsames und obendrein auch dekoratives Stückchen Belletristik zum mehrmaligen Gebrauch, denn T93 ist eine Geschichte, die man tatsächlich zweimal lesen kann und vielleicht sogar sollte.
Man darf gespannt sein, inwieweit die Nachfolgeserie es schafft, in diese großen Fußstapfen zu treten. Für T93 jedenfalls kann man Liebhabern der dystopischen, fantastischen und gruseligen Literatur eine klare Kaufempfehlung aussprechen.
Weiterführende Links:
Website der T93 Saga: http://www.t-93.de
Website des Verlags: http://www.nation-zombie.de
Facebookseite des Autors: https://www.facebook.com/autor.clayton.husker/
Clayton Husker's Katastrophen Kompass (Ratgeber):
http://www.t-93.de/chkk/clayton_huskers_katastrophen_kompass.pdf